Feder schreiben

„Warum sind wir nur so deppert?“, höre ich meinen Gefährten von ein paar Metern schräg über mir. Ich sehe riesige Schweißflecken auf seinem Rücken. Er ist außer Atem. Ich auch.

Der Welterbesteig von Dürnstein nach Krems ist als ein leichter Weg beschrieben. Die zwölfeinhalb Kilometer schaffen wir leicht! Allerdings – jetzt haben wir schon länger keine Markierung gesehen. Und da, wo wir uns gerade befinden, ist es steil Sehr steil! Weit und breit nur Nadelwald. Weicher Boden, bemooste Steine, manchmal Felsen. Bäume. Und oben blitzt hoffnungsfroh die Sonne durch und lässt uns den richtigen Weg vermuten.

Ich achte tunlichst darauf, nicht genau unter dem Gefährten zu gehen. Wenn er stürzt und abrutscht, will ich nicht mitgerissen werden!

„Bist du sicher, dass das der richtige Weg ist?“, frage ich in seine Richtung.

„Da oben, wo es hell ist, da ist der Weg!“, sagt er und zeigt mit seinem rechten Wanderstock hinauf. Schritt für Schritt kämpfen wir uns unter höchster Anstrengung weiter. Wie eine Gämse komme ich mir vor – nur weniger elegant und leicht. Sauschwer positioniere ich den nächsten Schritt, sorge mich um seine jeweils nächsten Schritte – hoffentlich stürzt er nicht!, erreiche endliche einen Felsen, lehne mich an, fühle mich für einen Augenblick sicher. Er lehnt weiter links an einem Baum. Beide schauen wir sehnsuchtsvoll nach oben, suchend nach einem Weg, einem Steig, einer Markierung. Die Lichtung über uns zeigt noch immer keinen Welterbesteig. Nur Felsen. Hohe Felsen. Keine Aussicht auf einen nächsten sicheren Schritt, auf eine Änderung der sehr schrägen Lage. Und meiner Ansicht nach stimmt die Richtung nicht.

„Kehren wir um“, sagt er endlich. Ich stimme zu und wir wenden.

„Pass´ ja auf!“, mahne ich ihn. Es ist so steil. So rutschig. Mögen wir unversehrt unten ankommen. Vorsichtig ertaste ich mir mit Füßen und Stöcken Halt im weichen Boden zwischen den Steinen. Komme gut voran. Viel schneller, als es hinauf ging. Plötzlich rutsche ich. Falle. Weich. Mit vollem Körper. Spüre die lose Walderde in jeder Körperritze, rieche den modrigen Duft.

„Oje!“, höre ich ihn.

„Nix passiert!“ Ich stehe auf, klopfe mich ab, schüttle mich, ziehe weiter. Erreiche den Baumstamm unser aktuelles Ziel, erwarte ihn, den Nassgeschwitzten.

„Warum sind wir so deppert?“, sagt er noch einmal. Dann gehen wir zurück.

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